FWV besichtigt Deponie Weiherberg

Ein gutes Dutzend FWV-Mitglieder, Angehörige und externe Interessierte folgten der Einladung zu einer Führung am 7. Oktober, um mehr über die Deponie zu erfahren bzw. hinter die dortigen Kulissen zu blicken. Christof Pichler, Sachgebietsleiter Technische Anlagen/Entsorgung im Abfallwirtschaftsamt des Landratsamts Bodenseekreis, hieß bei herrlichem spätsommerlichem Oktoberwetter die Gäste willkommen und führte in die Historie des Geländes bei FN-Raderach ein. Dieses ist aufgrund seiner Vornutzung als ehemaliges „V2-Gelände“ aus der NS-Zeit bekannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Areal von den französischen Streitkräften als Manövergelände genutzt. Noch bis in die 1970er-Jahre waren die Gemeinden für die Müllbeseitigung zuständig und lagerten die kaum sortierten Abfälle aus Haushalten und Gewerbebetrieben in ungeordneten Mülldeponien (sogenannte Bürgermeisterdeponien) ab. Hierfür wurden Flächen wie ausgebeutete Kies- oder Lehmgruben, aber auch landwirtschaftlich geringwertige Flächen oder Gewässeraltarme, genutzt. Vorherige Eignungsprüfungen, die Rücksicht auf Fauna und Flora oder Sicherheitsvorkehrungen nahmen, waren dabei eher die Ausnahme. Nachdem die Müllmengen und die Entsorgungsprobleme, aber auch das Umweltbewusstsein stetig zunahmen, übertrugen viele Kommunen die Zuständigkeit zum Einsammeln und Entsorgen des Mülls auf die Landkreise. Vor Inbetriebnahme der Zentraldeponie Weiherberg durch den Bodenseekreis im Jahr 1982 dienten unter anderem die Deponien „Hakspiel“ und „Dillmannshof“ in Eriskirch als Übergangsdeponien. Weiherberg bildet neben Tettnang-Sputenwinkel und Überlingen-Füllenwaid den dritten und wichtigsten Standort der kreiseigenen Entsorgungszentren. Durch eine umfassende Trennung bzw. Sortierung des Mülls verlassen heutzutage bedeutend mehr Wertstoffe als Reststoffe die Entsorgungszentren. Seit 2005 darf kein unbehandelter Hausmüll mehr deponiert werden. Seitdem wird der Restmüll in verschiedenen Müllverbrennungsanlagen thermisch verwertet (verbrannt). Bio- und Grünabfälle werden zu hochwertigem Kompost verarbeitet. Altholz wird in entsprechend zugelassenen Anlagen verwertet. Für die schadlose Entsorgung von Inertabfällen wie Bauschutt, Asbestabfällen oder kontaminierten Böden bedarf es jedoch trotz aller Anstrengungen weiterhin ausreichender Deponiekapazitäten, was bundesweit immer schwieriger wird.

Zuerst führte der Rundgang eine ordentliche Steigung hinauf auf die ältesten Abschnitte der Deponie. Von dort „oben“ gab es eine beeindruckende Sicht bis zum Bodensee. Dank zwischenzeitlich üppiger Vegetation konnte man kaum glauben, dass man sich auf einem Müllberg befindet. In den älteren Abschnitten von Weiherberg fällt wegen mehr enthaltenen organischen Abfällen auch mehr Methangas (Deponiegas) durch die Zersetzungsprozesse an. Dieses Gas wird mittels Gasbrunnen gefasst, zur Stromerzeugung einem Gasmotor zugeführt und letztlich ins Stromnetz eingespeist. Die Abschnitte der Deponie sind technisch so konzipiert, dass kein Eintrag von Sickerwasser ins Grundwasser erfolgt. Bei den neueren Abschnitten verhindert die Kombinationsabdichtung aus verdichteten Lehmschichten und doppelt verschweißten Kunststoffdichtungsbahnen das Eindringen von Niederschlagswasser in den Abfallkörper. Sickerwasser aus den älteren Abschnitten, aber auch aus den offenen Einbauabschnitten, wird einer Sickerwasserbehandlungsanlage zugeführt, welche in einem mehrstufigen technischen Verfahren für die Einhaltung der gesetzlichen Grenzwerte sorgt. Das vorbehandelte Sickerwasser wird schließlich in die öffentliche Kanalisation eingeleitet und gelangt so zum Häfler Klärwerk. Festzuhalten ist, dass mit den Abfallgebühren der Haushalte vor allem das Einsammeln der Abfälle und Wertstoffe, jedoch ebenso die Wertstoffhöfe und Entsorgungszentren finanziert werden. Der anspruchsvolle Bau und Betrieb der Deponien sowie deren Nachsorge wird weitestgehend durch die Anlieferungsgebühren erwirtschaftet.

Alois Büchele und Marc Hemmer vom Vorstandsteam der Freien Wähler bedankten sich mit einem Glas Eriskircher Honig bei Christof Pichler für eine etwas mehr als zwei Stunden dauernde Führung voll interessanter und lehrreicher Fakten.